Stellen wir uns ein dunkles Hafenviertel vor, in dem ein kryptischer Dialekt gesprochen wird, Worte, die wir zu verstehen meinen, deren Silbenfolgen aber völlig durcheinander geraten sind. Uns treffen Blicke wie Messer, geworfen aus pechschwarzen Augenhöhlen halb verborgen unter tief sitzenden Hutkrempen. Wir flüchten in eine Bar und eine Horde dunkelhaariger Männer, tätowiert bis über die Hemdkragen, lehnt an der Bar und schaut uns an. Und in dem Moment, in dem wir denken, jetzt hat unser letztes Stündlein geschlagen, betritt sie den Raum und alles wird hell erleuchtet. Die Frau steht mitten in der tätowierten Bande, die fast automatisch, ohne zu zögern bereit liegende Instrumente, einen Bandoneon, einen Kontrabass oder eine Geige zur Hand nimmt. Ein anderer setzt sich ans Klavier. Und in einem gemeinsamen Impuls fangen sie an zu spielen. Es ist die Musik des gemeinsamen Schmerzes, einer Hoffnungslosigkeit und Melancholie, die sich nur im gemeinsam gefundenen Klang und Tanz in Hoffnung verwandelt. Und so tanzt die Frau mit ihrem Partner und bald ist das gesamte Viertel nicht mehr dunkel sondern hell.
Das El Cachivache Tango Quinteto ist, wie so oft im Tango, eine Exilgeschichte. Nur, dass sich hier zwei argentinische Musiker aus Buenos Aires, Pablo Montanelli und Vito Venturino, auf den Weg nach Europa, nach Madrid gemacht und mit befreundeten Musikern das El Cachivache Tango Quinteto gegründet haben. Die Reise und die Stadt Madrid haben dem Stil der Band etwas undefinierbares, etwas eigenes vermacht, etwas, das die Presse einmal „Tango Punk“ betitelt, was weniger der Musik – die zeitgenössischer und tanzbarer Tango ist – sondern der Ästhetik ihres Auftritts geschuldet sein dürfte. Denn Punk ist dieser Tango nicht. Er ist individuell und wird die Fulda für einen Abend lang in den Atlantik und das Kulturzelt in die Hafenspelunke verwandeln, aus der wir beinahe nicht wieder heraus gekommen wären.
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Das Konzert ist unbestuhlt.