Berlin in den 20er Jahren: Der rote Wedding, das jüdische Scheunenviertel, der von Ganoven und Tagedieben frequentierte Alexanderplatz. Leuchtreklame, das Gasthaus Aschinger, scharfe Zigarettenrauchschwaden dringen aus blass-markanten Gesichtszügen, blau glimmender Zucker über dem Absinth-Glas, die Elektrische und die Kabelwerke Oberspree. Je weiter man diese Aufzählung treibt, desto tiefer verfangen wir uns in einem expressionistisches Gemälde, auf dem Gefahr und Lust einander tief in die Augen schauen und grelle Farben das reale Grau durchstechen.
Der Hype um die Fernsehserie „Babylon Berlin“ entspringt zum großen Teil den tollen Darstellern und dem in die politischen Wirren dieser Zeit eingearbeiteten Plot. Zum andern ist es aber die Moderne selbst, die sich kulturell an der Krise abarbeitet und den Menschen dem Moment ausliefert – der einzig lebenswerten Zeiteinheit. Dieses Gefühl fängt der Soundtrack zu der Serie perfekt ein, orchestriert es zeitgemäß und wird genau deshalb zum Überhit.
„Zur Asche, zu Staub“ nebst dazugehörigem Tanzschritt, einer Mischung aus Shimmy, Black Bottom, Swing und Charleston, fühlt sich an, wie ein Spiel mit dem Feuer. Als würde uns Anita Berger höchstpersönlich in ihre Garderobe bitten, um dort gemeinsam mit Klaus Mann an einer verbotenen Substanz zu nippen, die Zeit und Schmerz auflöst und damit den Alltag ungeschehen macht. Der Tanz wird das Medium des Vergessens. Hinfort mit der Erinnerung an Weltkrieg, Arbeitslosigkeit, Armut und Krankheit. Das Kulturzelt wird zum Café Moka Efti, einem der angesagtesten Varietés im Berlin der Zwanziger, in dem wir, in zugegebener Maßen etwas stabileren politischen Verhältnissen, auf dem Vulkan tanzen.
„Es ist doch nur ein Traum
Das bloße Haschen nach dem Wind Wer weiß es schon genau?
Die Uhr an deiner Wand
Sie ist gefüllt mit Sand“
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Das Konzert ist unbestuhlt.